15.06.2020

Die Zukunft des Holzbaus – Tradition weicht der Digitalisierung

Wir gehen im traditionellen Holzbau mit großen Schritten in Richtung Zukunft. Doch was kommt da eigentlich auf uns zu in der Welt von morgen? Und wie stark wirkt sich die Digitalisierung auf die Bauwirtschaft aus?

Klappe die Zweite

In den letzten Jahrzehnten hat sich im Holzbau sehr viel getan. Angefangen mit der Entwicklung verschiedener Bauarten zur geringen Wertschätzung, die aus dem Beginn des 20. Jahrhunderts hervorging, bis zur Neuentdeckung der großen Vorteile des Rohstoffs Holz. Siehe auch https://www.roof-master.de/holzbau-so-hat-alles-angefangen/

Die Merkmale, wie zum Beispiel Nachhaltigkeit, regionale Verfügbarkeit und der geringe energetische Aufwand für die Gewinnung passen hervorragend zu den heutigen Anforderungen.

Um diesen nicht nur zu entsprechen, sondern sie auch umzusetzen wurden moderne Bauverfahren entwickelt, die den heutigen Standards entsprechen.

Die Verfahren werden zudem laufend weiterentwickelt. In den nächsten Jahren wird sich im Holzbau also noch viel verändern.

Dazu zählt unter anderem die Holzleichtbauweise. Über diese berichteten wir im zweiten Teil unserer Serie „Holzbau – früher, heute, morgen“. Siehe auch https://www.roof-master.de/holzbau-im-hier-und-jetzt/

Die Zukunft ist heute

Vieles, vor allem technisch und digital betrachtet, mit dem zum heutigen Zeitpunkt keiner gerechnet hat, ist bereits ein- und umsetzbar. Darunter fallen zum Beispiel solch mittlerweile simple Dinge wie die digitale Dokumentenablage, die mit der Innovation des papierlosen Büros aufkam.

In Zusammenhang mit dieser nachhaltigen Arbeitsweise entsteht auch die digitale Planung. Dabei werden in den Büros der Baubranche keine zeitaufwendigen Zeichnungen mehr per Hand angefertigt, sondern auch hier kommt der Computer zum Einsatz. In dreidimensionalen Planungsprogrammen werden individuelle Vorhaben digital geplant und mit Visualisierungen für den Kunden anschaulicher und realistischer dargestellt.

Viele Firmen, gerade Fertighausanbieter oder Verkäufer für Sanitäranlagen nutzen hier bereits die Möglichkeit die noch nicht gebauten Räume oder Objekte durch eine VR-Brille (Virtual Reality) darzustellen. Damit ist es möglich das geplante Vorhaben vor Baubeginn virtuell zu „begehen“.

Eins der bestehenden Probleme bleibt aber weiterhin. Und zwar die Zusammenarbeit der Gewerke untereinander. Noch planen fast alle für sich allein. Jeder erstellt seine eigenen Pläne und Zeichnungen, während diese vom Vorgänger eigentlich bereits vorliegen. Das liegt meist daran, dass nicht alle mit den gleichen Programmen arbeiten und diese nicht untereinander kommunizieren können.

Aber auch dafür wird im Hintergrund bereits fleißig getüftelt, um eine Lösung zu entwickeln. Diese könnte zum Beispiel das Building Information Modeling (BIM) sein. Es beschreibt einen Prozess, bei dem das Projekt digital angelegt wird und jede am Projekt beteiligte Person seine Arbeit einfließen lassen kann. Somit lassen sich von der Planung bis zur späteren Wartung alle Daten zu diesem einen Projekt erfassen und verwalten.

Doch nicht nur in den verschiedenen bürowirtschaftlichen Abteilungen eines Unternehmens verändert sich der Arbeitsalltag durch die Digitalisierung.

Digitalisierung im Baugewerbe

Laufende Neuerungen erfordern auch in der Produktion ein immer höheres Level an Verständnis für die neue Technik. Denn diese wird immer stärker automatisiert. Das bedeutet, dass durch neue computergesteuerte Maschinen, die für die Baubranche bekannte körperlich anstrengende Arbeit erleichtert wird.

Die Digitalisierung wirkt außerdem dem starken Fachkräftemangel entgegen. Denn durch die vielen Möglichkeiten, die mit ihr in der Bauwirtschaft aufkommen, gibt es einen neuen Aufschwung. Dazu zählt die Entwicklung moderner, vollautomatischer Abbundanlagen oder Multifunktionsbrücken. Diese machen die Arbeit auf dem „Bau“ nicht nur leichter und sicherer, sondern auch effizienter.

Dadurch wird der Grad der Vorfertigung, der heute schon nicht gering ist, weiter steigen. Dabei ist die Sprache vom Fertigteilbau einzelner Elemente, der heute bereits vermehrt umgesetzt wird, bis hin zu ganzen Modulen, die zur Aufstellung bereit sind.

Somit kommt es aber auch dazu, dass sich mit großer Wahrscheinlichkeit die großen Unternehmen, die sich bisher mit der Produktion im Massivbau beschäftigen oder der Holzbaubranche als Lieferanten dienen, auf solche Geschäftszweige umsatteln. Denn wenn der Holzbau interessanter wird und dadurch andere Arbeitsbereiche an Umsatz einbüßen müssen, sieht ein großes Unternehmen natürlich nur die eigenen fallenden Zahlen.

Worauf sollten wir uns einstellen?

Wenn nun also die großen Unternehmen anfangen den kleinen Holzbaubetrieben mit ihren eigenen Produkten Konkurrenz zu machen, muss ein Kompromiss her, der beiden Seiten Unterstützung bietet.

Viele Holzlieferanten bieten schon heute Abbundleistungen an. Das bedeutet, dass das vom Holzbauer bestellte Bauholz bereits abgebunden und zum weiteren verarbeiten vorbereitet ist. Damit spart sich der Holzbaubetrieb die hohen Kosten für eine betriebseigene Abbundanlage.

Würden sich große Unternehmen also auf die Anbietung solcher Leistungen konzentrieren, müssten die kleinen Betriebe langfristig keine Sorge haben Kunden und damit Aufträge an die Industrie zu verlieren.

Wenn diese allerdings Gefallen daran findet und beginnt Holzbauten im Fertigteil- und Modulbau zu industrialisieren, wird es dem individuellen Holzbau sehr wahrscheinlich mehr schaden, als wir ahnen.

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